»Luther war hier« – Erweiterung der interaktiven Tourismus-Route nach Muldenstein
Das Projekt »Luther war hier« vernetzt über 60 Orte in Sachsen-Anhalt, an denen sich Martin Luther aufgehalten hat, aufgehalten haben soll oder mit denen sich Luther-Legenden verbinden. Die Orte werden mit Metall-Plaketten gekennzeichnet, die einen QR-Code tragen. Über ihn lässt sich eine mobile Internetseite öffnen, die Informationen zum jeweiligem Bauwerk und Ereignis bereithält, ergänzt durch Bilder, Zitate und Quellen. Mit Muldenstein kommt nun ein Ort hinzu, der durch eine Luther-Legende bekannt geworden ist.
Anfang des 19. Jahrhunderts erschien ein Kupferstich des Leipziger Künstlers Albert Schule (1801-1875). Unter dem Titel „Muldenstein nebst den Gebäuden des ehemaligen Klosters Stein-Lausigk“ findet sich eine gereimten Erklärung des Dargestellten: „Die Gattin unseres Glaubenshelden [gemeint ist Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers] / Erblickte hier das Licht der Welt / Ihr Bruder war – wie Chronisten uns melden – als Schirmvoigt von Stein-Lausigk angestellt. / Und Luther selbst hielt unter der Linde / Weil jene Kirche für die Hörer war zu klein / Die erste Predigt wider deren Sünde / Die ruchlos Ablass tauschten gegen Zahlung ein.“ Im Jahr 1890 veröffentlichte der evangelische Pfarrer und Schriftsteller August Trümpelmann (1837-1915) das Volksschauspiel „Am Muldenstein. Episode aus Luthers Leben“. Auch hier kreist die Handlung um Luthers Besuch in Muldenstein und die unter einer Linde gehaltene Predigt: „Der Luther, der Luther am Muldenstein? / Das eben wollt’ ich ins Ohr euch schrei’n! / Braucht gar nicht zu mahnen, der Hohe Rat / Weiß jeder doch, was er zu tun er hat! […] / Das müßte ein Frosch im Sumpfe sein / Der heut’ nicht ginge zum Muldenstein!“
Luther hatte – zumindest kurzzeitig – Kontakt zu dem 1476 gegründeten und im Zuge der Reformation 1531 aufgelösten Franziskanerkloster in Steinlausigk (heute Muldenstein). Dies belegt eine seiner Tischreden, in der er den Guardian des Klosters Johannes Fleck wohlwollend erwähnte. Fleck habe ihm, so erzählte es Luther, kurz nach Erscheinen der 95 Thesen einen schönen Brief geschrieben, darin sein Missfallen über den päpstlichen Ablasshandel zum Ausdruck gebracht und ihn ermuntert, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Dass Luther das Kloster Steinlausigk besuchte und hier gepredigt hat, lässt sich allerdings nicht belegen. Der Kupferstich von Albert Schule und nicht zuletzt das Volksschauspiel von August Trümpelmann haben aber zweifellos zur Legendebildung beigetragen.
Der Historiker Jan Scheunemann hat die tatsächlichen oder legendenbehafteten Bezüge zu Luther zusammengetragen. „Die letzte Plakette wird im August 2016 angebracht“, sagte Scheunemann. So entsteht eine interaktive Straßenkarte, welche die Geschichte der Reformation für die jeweiligen Orte nachzeichnet. Das Projekt wurde seit April 2014 in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt entwickelt.
www.lda-lsa.de